Seit sieben Jahren betreibe ich Anjess MärchenCafé in Grünberg. Die Idee kam mir während einer Auszeit in Amerika relativ spontan. Ich bin gelernte Hotelkauffrau und seit 20 Jahren selbstständig. Hier im ländlichen Grünberg, wo ich nach meiner Flucht aus der ehemaligen DDR gelandet bin, hat ein schönes Café gefehlt. Ich wusste, dass es nur funktioniert, wenn wir ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Das Thema Märchen spricht alle Altersgruppen an – vom Kleinkind bis zum Greis. Bei uns ist alles märchenhaft – vom Frühstück über das Catering bis zur Dekoration. Damals waren wir das erste und einzige Märchencafé in ganz Deutschland, später kam ein weiteres in Hanau hinzu.
Nahezu alles im Café ist selbstgemacht
Wir machen fast alle unsere Produkte selbst. Wir backen alle Torten – Frühstück, Mittagessen, Fingerfood und Catering sind auch hausgemacht. Nur beim Kuchen hilft uns noch die Dorfbäckerei, das würden wir nicht noch schaffen. Wir produzieren auch eigene Marmeladen, Pestos, Essig und Sirup. Auch beim Catering sind wir sehr kreativ. Beispielsweise stellen wir für ein Waldbaden einen besonderen Picknickkorb zusammen, den die Gäste dann mit auf einen Spaziergang in den Wald nehmen können. Neben Picknickkörben bieten wir aber auch verschiedene Platten an.
Beim Essen werden Kindheitserinnerungen geweckt
Unser Motto bei all dem lautet: „Alt bewährt“. Alt bewährt deshalb, weil wir Dinge machen, die unsere Gäste auch zuhause essen würden – regional und nachhaltig. Oft schwelgen sie dann in Kindheitserinnerungen. Wie zum Beispiel bei unseren hausgemachten Windbeuteln. Für uns ist es wichtig, zu wissen, was in den Gerichten ist. Wir kennen jede Zutat. Wir arbeiten nicht mit Firmen, die Fertigdinge herstellen. In unseren Produkten ist nur der echte Geschmack, der ganze Rest darf draußen bleiben.
Bei uns gibt es auch verschiedene Veranstaltungen, zum Beispiel Märchenlesungen auf Mundart. Hier gab es mal einen Schriftsteller, der Märchen auf Mundart geschrieben hat. Seine Märchen werden dann auch hier vorgetragen, das findet immer recht guten Zuspruch.
Interessante Angebote in der ländlichen Region
Zu uns kommen alle – Einheimische, Touristen, Tagesgäste. Manche fahren auch einfach von der Autobahn ab, entdecken uns zufällig – und kommen dann jedes Jahr wieder vorbei. In Grünberg gibt es mittlerweile einen guten Sommertourismus. Es ziehen auch immer mehr Familien aus Frankfurt nach Grünberg, das belebt ungemein.
Wir brauchen aber noch mehr Angebote für die Altersgruppe 20 bis 35, vielleicht ein abendliches Bistro oder ein Afterwork-Café. Wir haben bereits ein Bistro, das sehr gut besucht ist, aber es gibt sicher noch mehr Bedarf. Vielleicht ein Afterwork-Café mit Tapas, Fingerfood, Sushi oder ein Kunstcafé. Ich würde mir schon etwas wünschen, das neuen Schwung in den ländlichen Raum bringt. Vielleicht auch ein Front-Cooking, was es jetzt häufig in den Städten gibt.
Mit Instagram & Co zu neuen Gästen
Auch wir versuchen mit der Zeit zu gehen, zum Beispiel bei unseren Social-Media-Aktivitäten. Von dort kommen immer häufiger Bestellungen und Anfragen. Es lohnt sich also schon auch für jemanden, der bereits lange im Geschäft ist und für kleine Betriebe im ländlichen Raum, damit in Berührung zu kommen und sich da gut aufzustellen. Unsere Homepage überarbeiten wir gerade.
Individualität steht an erster Stelle
Die Gäste wollen ein Erlebnis haben – in jeder Art von Branche. Regionalität ist dabei besonders wichtig. Mittlerweile haben viele Menschen Allergien und Unverträglichkeiten und genau für die ist es besonders wichtig, zu wissen, was im Essen drin ist. Mit wenigen Zutaten das Beste herausholen – das geht nur, wenn man bei der Zubereitung regionale, gute Produkte verwendet.