Per Audiotour mit dem Rad von Hof zu Hof | Hessen-Pionierin Heike Wagner

Heike Wagner

„Wie man für ein neues Projekt lokale Partner findet? Wir sind zunächst mit allen Akteuren vor Ort ins Gespräch gegangen: ökologische und konventionelle Landwirtschaftsbetriebe, manche mit Hofladen, andere ohne.“

Rad-Themenroute Höfe Radeln

Marburg Stadt und Land
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Es begann mit einer Umfrage: Für die „Ökomodell-Region Marburg-Biedenkopf“ haben wir Kundinnen und Kunden zu ihrem Konsumverhalten befragt. Heraus kam, dass viele Menschen ihre regionalen Erzeuger gar nicht kennen, obwohl sie eigentlich gerne wissen wollen, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden.

Vom pädagogischen Lehrpfad zum Erlebnis-Radweg

Der Kreislandwirt hatte die Idee, zu diesen Zwecken einen landwirtschaftlichen Lehrpfad zu entwickeln. Wir gründeten also eine Arbeitsgruppe mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, um gemeinsam an einem Konzept zu arbeiten. Die Idee des Lehrpfads haben wir zunächst zurückgestellt, wir wollten dieses Projekt weniger pädagogisch, mehr touristisch angehen. Ein Projekt, von dem die ganze Region – also Landwirtschaft, Direktvermarktung, Gastronomie und Tourismus – profitiert. Heraus kam eine rund 30 Kilometer lange Rad-Themenroute durch Mittelhessen. Hauptzielgruppe der Tour ist die Generation 50+, weil die besonders aktiv auf dem Rad unterwegs ist.

Spannende Geschichten an den Lauschpunkten

Die Idee war, ein echtes Erlebnis zu schaffen. Die Gäste können an einem Tag mit dem Rad die ländliche Region entdecken, Direktvermarkterinnen und -vermarkter und Landwirtinnen und Landwirte kennenlernen, gemütlich einen Kaffee in einem Mühlencafé trinken und in einem der Landgasthöfe einkehren. Und da die Route so vielfältig ist, kann man sie auch immer wieder machen – und entdeckt dabei immer wieder etwas Neues.

Das Besondere daran ist ein Audioguide, den man sich über die App Lauschtour herunterladen kann. Wir wollten keine nüchternen Informationstäfelchen, die nur Arbeit mit der Pflege machen, sondern ein digitales Angebot, das die Tour aufwertet. Deshalb gibt es auf der Tour nun Lauschpunkte, an denen richtig spannende Geschichten von den Inhabern erzählt werden. Das passt zum einen besser zum Landkreis Marburg-Biedenkopf als Digital-Modell-Region, zum anderen auch zur Bürgerbeteiligung, die bei dem Projekt im Vordergrund stand.

Lokale Partner gewinnen – und nicht einfach lospreschen

Wie man für ein neues Projekt lokale Partner findet? Wir sind zunächst mit allen Akteurinnen und Akteuren vor Ort ins Gespräch gegangen: ökologische und konventionelle Landwirtschaftsbetriebe, manche mit Hofladen, andere ohne. Gastronomen, Gemeinden und natürlich die Marburg Stadt Land Tourismus GmbH (MSLT), das war unser wichtigster Partner. Die erste Frage ist: Wollen die das alle überhaupt? Sonst besteht die Gefahr, dass man losprescht – ohne auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu achten.

So ein Projekt ist ein langer Prozess, in den man alle einbinden muss. Die meisten Mitwirkenden konnten wir direkt für das Projekt begeistern. Aber es gab auch Akteurinnen und Akteure, die nicht dabei sein wollten. Wir haben gar nicht erst versucht, jemanden zu überreden. Was sehr wichtig ist, ist, dass man motivierte Menschen vor Ort als Motor hat, wie in unserem Fall zum Beispiel Heinz Heuser, Leiter des Zeitfensters und Ortsvorsteher von Niederwalgern. Und natürlich die Tourismusprofis, wie bei uns die MSLT für die Zielgruppenansprache.

Vielfalt war für die Routenplanung wichtig

Uns war bei der Auswahl der Partner und der Route vor allem Vielfalt wichtig. Die Radtour sollte landschaftlich schön, an einem Tag gut machbar sein – auch ohne E-Bike – und viele abwechslungsreiche Stationen bieten. Der Radverkehrsplaner des Landkreises unterstützte uns sehr dabei, denn es war klar, dass die Tour auf dem vorhandenen Rad-Wege-Netz läuft. Das Freilichtmuseum Zeiteninsel war mit seiner entstehenden Infrastruktur als Ausgangsstation von Beginn an festgelegt, alle anderen waren offen.

Für unsere Partner war vor allem eins wichtig: Sie wollten wenig Aufwand mit dem Projekt haben. Deshalb haben wir alles übernommen – von der Entwicklung der Route über die Inhalte des Audioguides bis zu den Bildern für die Flyer. Uns war wichtig, dass alles professionell läuft. Der Radverkehrsplaner hat die Strecke geplant, die Bilder wurden von einem professionellen Fotografen gemacht, die Logos und Flyer von einer Agentur entwickelt und gestaltet. Außerdem haben wir den Dienstleister Lauschtour mit seinem bundesweiten Cross-Marketing und der großartigen Lauschtour-App ins Boot geholt und ihn einen Audioguide entwickeln lassen.

Viele Förderanträge waren nötig

Ich habe in dieser Zeit etliche Förderanträge gestellt. Zum einen gab es einen Zuschuss des Regionalbudgets für die Entwicklung des Logos und den ersten Flyer. Zum anderen haben wir aus dem LEADER-Maßnahmenprogramm einen Zuschuss für die Entwicklung des Audioguides bekommen. Und zu guter Letzt gab es auch Projektmittel des Landes Hessen im Rahmen der Ökomodell-Region für weitere Flyer. Natürlich flossen auch landkreiseigene Mittel in das Projekt. Bedingt durch die Corona-Pandemie kam unser kreativer Prozess irgendwann etwas ins Stocken, aber aufgrund der Förderungen gab es natürlich dann trotzdem einen Zeitdruck. Da muss man schon aufpassen, dass die Qualität am Ende nicht leidet. Wir haben die Route am Ende nochmal genau getestet, das war wirklich sehr wichtig.

Tipps der Hessen-Pionierin Heike Wagner:

  • Lasst euch nicht hetzen! Man muss aufpassen, dass die Qualität am Ende nicht leidet.
  • Beruft eine breit aufgestellte Arbeitsgruppe vor Ort ein und holt euch viel professionelle Unterstützung.
  • Arbeitet sorgfältig! Wir haben die Route am Ende nochmal genau getestet, das war wirklich sehr wichtig.
 
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