Den Sternen so nah | Hessen-Pionierin Sabine Frank

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Sabine Frank

„Viele Gäste erfahren erst von der Rhön, weil es den Sternenpark gibt. Wir haben damit also ein touristisches Alleinstellungsmerkmal geschaffen.“

Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Marienstraße 13
36115 Hilders
Telefon: 0661 6006 7800

info@br-rhoen.de

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Seit meiner Kindheit bin ich Sternenguckerin. Nicht technisch, mit teurem Teleskop. Durch das Teleskop betrachtet kann man nur einen sehr kleinen Himmelausschnitt beobachten. Ich beobachte stattdessen das Ganze, Weite – so wie es die Menschen früher auch getan haben. 2006 habe ich begonnen Sternenführungen anzubieten, um mit den Menschen in der Rhön, die Nacht als Lebensraum und faszinierendes Naturerlebnis zu entdecken. Ich bezeichne das als ‚Naturnacht‘ – also die natürliche Nacht mit ihren natürlichen Beleuchtungsstärken. Dort erkläre ich auch, was die Erde als Planet überhaupt ist, wie sich Sonne und Sterne unterscheiden und wie unsere Vorfahren Zeit und Raum eingeteilt haben. Sternengucken funktioniert besonders dann gut, wenn es nachts richtig dunkel ist und kein Kunstlicht stört. Doch das wurde mit der Zeit immer schwieriger, denn der Himmel wurde durch den Einsatz künstlicher Lichtquellen, oftmals im Übermaß, immer schlechter. Mir ist zunehmend aufgefallen, dass Sterne, die ich seit meiner Kindheit beobachte, fehlen. Und das sogar im ländlichen Raum in der Rhön. Als ich von Europas erstem Sternenpark gelesen habe, war mir klar: Die Rhön muss zum Sternenpark werden – und dafür müssen die Gemeinden die Nachtbeleuchtung herunterfahren.

Der Tourismus in der Rhön profitiert von der Auszeichnung zum Sternenpark

Das alles ist rund fünfzehn Jahre her. Damals bin ich durch die Parlamente der Rhön-Gemeinden in Hessen, Bayern und Thüringen getingelt und habe versucht, auf das Problem Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen. Doch es gab es kaum Sensibilität für das Thema. Also habe ich erklärt, dass zu viel Kunstlicht, natürliche Lebensräume zerstört und die Lebensweisen von Tieren stark beeinträchtigt – und wir die Auszeichnung Sternenpark, zum Schutz unserer sensiblen Bereiche in der Hochrhön, brauchen.

Seitdem wir die Auszeichnung 2014 bekommen haben, sind auch unsere Sternenführungen viel gefragter und wir haben weitere Sternenführer ausgebildet. Viele Besucher sind erstaunt darüber, wie viel man nachts sieht – ganz ohne Kunstlicht. Und sie werden sensibilisiert für den schleichenden Prozess der Lichtverschmutzung und manchmal sogar dann auch in ihren Heimatgemeinden aktiv. Natürlich profitiert auch der Tourismus in der Rhön von der Auszeichnung zum Sternenpark. Viele Gäste erfahren erst von der Rhön, weil es den Sternenpark gibt. Wir haben damit also ein touristisches Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Die Rhön hat viele Jahre allein auf das Thema Wandern gesetzt. Das ist aber ein Feld, das alle Mittelgebirge besetzen. Den Sternenpark gibt es nur hier – und den vermarkten wir jetzt auch. Beispielsweise gab es letzten Sommer die ‚Sternenpark-Wochen‘ mit vielen öffentlichen Führungen. Da waren Gäste aus ganz Hessen, insbesondere aus den größeren Städten wie Frankfurt oder Wetzlar, dabei. Die hatten die Hessische Rhön vorher gar nicht auf dem Schirm – und kommen jetzt wegen des Sternenparks. Hier haben sie die Möglichkeit eines ‚Augenurlaubs‘ bei einer Sternen- oder Mondnacht. Wer am Tag viele Eindrücke hat, genießt die Nacht ohne Kunstlicht besonders.

Das Portfolio wurde durch ein Tages-Angebot erweitert

Bei mir entstand allerdings der Wunsch, Plätze zu schaffen, auf denen die Gäste auch tagsüber den Himmel und seinen Phänomenen beobachten können. So sind die fünf Himmelsschauplätze entstanden – spannende Orte, an denen es auch tags bei Helligkeit viel zu sehen gibt – zum Beispiel unsere Wollenkarte. Die Himmelsschauplätze sind mit einem Polarsternfinder, einem Fernglasaufsetzer und einer drehbaren Sternenkarte ausgestattet. Außerdem gibt es eine Wellenliege, die Himmelsliege, auf der unsere Gäste gemütlich in den Rhöner Tag- und Nachthimmel blicken können. Natürlich bieten wir an den Himmelsschauplätzen auch Informationstafeln, die das Thema Lichtverschmutzung gut veranschaulichen. Heute haben wir mit dem Sternenpark, den Sternenführungen und den Himmelsschauplätzen ein Angebot, das in dieser Form einzigartig ist.

Für die Umsetzung eines Herzensthemas ist viel Kraft nötig

Hartnäckigkeit – das ist es, was ich anderen Pionieren empfehle. Ich musste viele Menschen von meinem Herzensthema überzeugen – und dafür braucht man viel Kraft. Wenn man aber für ein Thema brennt, lässt man sich nicht so einfach abbringen – und kann dann auch etwas bewirken, auch in Sachen nachhaltiger Tourismus. Naturschutz und nachhaltiger Tourismus gehen Hand in Hand und es ist wichtig, dass Umweltschutzthemen wie beispielsweise die Lichtverschmutzung auch im Tourismus präsenter werden. Denn so gibt es die Chance, mehr Menschen für diese Themen zu sensibilisieren.

Es ist schon ein dauerhafter Kampf, sich für das Thema Lichtverschmutzung einzusetzen. Das ist eines unserer größeren Umweltprobleme und ich bin froh, dass das neue Naturschutzgesetz die Eindämmung der Lichtverschmutzung in den Fokus nimmt. Jetzt werden endlich die Ausmaße ernst genommen. Es muss uns allen bewusst sein, dass die Naturnacht einzigartig und wertvoll ist. Denn schon Astrid Lindgren fragte sich: Wie schön muss es im Himmel sein, wenn er schon von außen so schön aussieht?“

Tipps der Hessen-Pionierin Sabine Frank:

  • Bleibt hartnäckig. Lasst euch nicht so einfach abbringen, dann könnt ihr auch etwas bewirken.
  • Naturschutz und nachhaltiger Tourismus gehen Hand in Hand und es ist wichtig, dass Umweltschutzthemen wie beispielsweise die Lichtverschmutzung auch im Tourismus präsenter werden.
  • Es muss uns allen bewusst sein, dass die Naturnacht einzigartig und wertvoll ist.
 
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