Ihr Angebot?
Der Bienenlehrpfad Kaufungen lädt interessierte Kinder und Erwachsene ein, die faszinierende Welt der Bienen mit allen Sinnen zu erleben. Es werden Informationen über die Stellung im Gesamt-Ökosystem vermittelt und Einblicke in die Kulturgeschichte der Bienenhaltung sowie die Schätze aus dem Bienenvolk gegeben. Aber auch die aktuellen Sorgen und Nöte der Insekten und Ihrer Hüterinnen und Hüter kommen zur Sprache. Wir lauschen dem Summen, riechen das Wachs, schmecken den Honig und erleben auf anschauliche Weise, was uns die Bienen zu sagen haben.
Ihre Motivation?
Mit einiger Bestürzung haben wir festgestellt, dass das Thema Bienen in den Lehrplänen der Grundschulen kaum noch stattfindet. Viele Kinder wachsen auf, ohne zu wissen wie Honig schmeckt oder was die Biene da auf der Blüte eigentlich macht. Viele Erwachsene haben Schwierigkeiten, Bienen und Wespen voneinander zu unterscheiden – es gibt also Aufklärungsbedarf! Im Zusammenschluss mit erfahrenen Imkerinnen und Imkern, engagierten Lehrerinnen und Lehrern und Naturfreundinnen und Freunden wollten wir eine gut zugängliche Anlaufstelle schaffen, die kompetent betreut wird. Zudem sollte sie auch unserer Heimatgemeinde durch das angeschlossene Café als belebende touristische Attraktion dienen. Letztlich ist es die Begeisterung, die wir weitergeben wollen.
Ihr bisher größter Erfolg?
Da wir erst zum 1. Mai 2022 an den Start gegangen sind, sind die Erfolge naturgemäß noch bescheiden, aber dennoch vorzeigbar: Wir haben es geschafft, eine Vielzahl von Helferinnen und Helfer für eine ehrenamtliche Arbeit zu mobilisieren, um das Projekt ins Laufen zu bringen. Wir konnten ein Naturschutzprojekt der örtlichen Schule miteinbinden und den Schülerinnen und Schülern einen Ort geben, an dem sie Ihr Engagement ausleben können – und Anerkennung erfahren. Trotz bescheidenster Werbemöglichkeiten haben wir bereits die ersten Gruppen über den Lehrpfad geführt und durften begeisterte Rückmeldungen entgegennehmen.
Was ist Ihnen besonders wichtig?
Wir möchten den Besucherinnen und Besuchern neben solider Information auch einen Aspekt von Genuss und Leichtigkeit vermitteln, sodass im Idealfall jede und jeder sich im Rahmen seiner und ihrer Möglichkeiten für die Belange der Bienen einsetzt. Sei es durch das Anlegen von Blühflächen oder einfach nur durch einen bewussteren Einkauf. Fairness, Partnerschaftlichkeit und respektvoller Umgang miteinander sind die Tragpfeiler des Teams nach innen.
Ihre größten Herausforderungen?
Angefangen bei der Standortsuche, Konzeptualisierung bis hin zur konkreten Umsetzung gab es einige Hürden zu überwinden. Wo kommen Fördermittel her, woher die Arbeitskraft, wie beschwichtigt man besorgte Nachbarn, wie macht man auf sich aufmerksam? Das waren einige der Themen, die uns bis heute beschäftigen.
Wie profitiert Ihr Betrieb vom Tourismus?
Vom Anspruch her haben wir überregionale Strahlkraft und sehen uns als attraktive Stelle zur Einkehr. Durch eine Vernetzung mit bestehenden touristischen Strukturen wie Wanderwegen oder Radwegen können wir uns da wechselseitig befruchten.
Welchen Einfluss hat der Tourismus auf Ihre Region?
Die GrimmHeimat NordHessen arbeitet daran, Nordhessen als „Entschleunigungsregion“ zu etablieren – da passt unser Angebot natürlich perfekt dazu. Gerade die ländlichen Regionen liegen in ihrer ganzen Schönheit meines Erachtens noch etwas im Dornröschenschlaf – da ist noch Luft nach oben.
Arbeiten Sie mit regionalen Kooperationen/Lieferketten?
Wir arbeiten daran, die Marke „Kaufunger Wald“ rund um die Kernzutat Honig aufzubauen. Hierfür kooperieren wir mit regionalen Brauereien, Bäckereien, Imkereien und Genussmanufakturen, um hochwertige Genuss- und Lebensmittel zu produzieren. Der Regionalgedanke ist dabei natürlich vorrangig, um Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit zu garantieren.
Achten Sie auf ein nachhaltiges Tourismuskonzept?
Selbstverständlich. Wir haben uns dem Erhalt einer gefährdeten Spezies verschrieben und wissen um die Fragilität des Gesamtsystems. Kern unserer Arbeit ist die Vermittlung eines Naturerlebens – ohne Achtsamkeit, Rücksichtnahme und behutsamen Umgang mit unseren Ressourcen funktioniert das nicht. Im Café achten wir auf kurze Lieferwege, saisonale und regionale Speisen sowie Vermeidung unnötiger Verpackungen.
Welchen Herausforderungen muss sich ein Betrieb im ländlichen Raum stellen, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Eine Hauptschwierigkeit ist sicher, überhaupt erst mal bemerkt zu werden. Des Weiteren müssen wir es schaffen, die uns zur Verfügung stehenden Mittel Ländlichkeit, Natur und Stille als attraktiven Gegenentwurf zum städtischen Trubel schmackhaft zu machen. Nur so ist eine Rückbesinnung zu unseren Wurzeln möglich.
Ihre Tipps für zukünftige Hessen-Pionierinnen und Hessen-Pioniere?
Wuchert mit den Pfunden, die ihr habt. Besinnt euch auf das, was Euch einzigartig macht – und das ist nicht selten nämlich genau das, was einen mit seiner Heimatregion verbindet!
Was zeichnet Ihre Region aus?
Nordhessen hat noch viele unentdeckte Schätze, so abwechslungsreich wie das Landschaftsbild. Eine etwas raue, aber urwüchsige Natur, in der man wunderbar erholen kann.