Heimat-Genuss | Hessen-Pionierin Nadine Weier

Nadine Weier

„Mir war es sehr wichtig, bestehende Betriebe aus der Region einzubinden, denn wir haben hier so viele Menschen, die großartige Ideen haben und richtig gute Produkte herstellen.“

Chez Nadine Café am Werraufer

An der Schlagd
Hinter den Garagen auf der Werrawiese
37213 Witzenhausen
Telefon: 01525 5126634



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Ich hatte vor einiger Zeit ein echtes Schlüsselerlebnis. Ich bin bei einer Tageswanderung am Witzenhäuser Markrplatz vorbeigekommen und sah mehrere Gruppen Radfahrer, die etwas planlos in der Gegend herumschaute und einen Platz für eine kleine Mittagspause suchte. Leider hat das übersichtliche Angebot die Anzahl der Fahrradfahrer bei Weitem übertroffen, so machten sie sich weiter auf den Weg. Da dachte ich mir: Diese Lücke möchte ich unbedingt füllen! Wir haben hier in Witzenhausen so schöne Plätze an der Werra, direkt am Radweg, aber nirgendwo gibt es Verpflegung. Und da ich schon immer von einem kleinen Café geträumt habe, überlegte ich, wie ich so etwas direkt am Radweg realisiert bekommen könnte – und was ich den Gästen und Touristen anbieten könnte.

In meinem Kopf wuchsen also allerlei Ideen – und irgendwann kam ich darauf, dass sich ein Bauwagen-Café perfekt eignen würde. Da es an der Werra immer wieder Hochwasser gibt, musste das Café auf Rädern stehen und mobil sein, sodass ich es wegfahren kann. Ich komme ursprünglich aus Luxemburg, bin viel gereist und habe viel gesehen, auch in der Gastronomie. Deshalb hatte ich schnell eine gute Vorstellung davon, wie mein mobiles Bauwagen-Café aussehen sollte. Heute stehen wir hier, bei meinem Baby – dem „Chez Nadine“, auf das ich sehr stolz bin.

Zahlreiche Unterstützer aus verschiedenen Ländern

Gebaut hat es mein Sohn, es ist ein Holzbauwagen, wurde mit viel Liebe zum Detail entworfen und sollte sich möglichst gut in die natürliche Umgebung an der Werra einfügen, denn dort hatte ich zum Glück schnell einen Stellplatz gefunden. Natürlich habe ich mir viele Gedanken zum Konzept gemacht. Das „Chez Nadine“ sollte zum guten Platz für alle werden – Einheimische, Touristen, Tagesgäste. Mein Konzept hat viele Unterstützer bei der Stadtverwaltung gefunden, auch Freunde und Bekannte waren auf Anhieb begeistert und die Gäste, die ich im Übrigen gerne als „mein Besuch“ betrachte, sind glücklich. Tatsächlich haben sich eine Gruppe Gäste, die ausgesprochen begeisterte Fahrradfahrer sind, T-Shirts mit meinem Logo drucken lassen, um Werbung für mich zu machen. Die kommen genauso gerne zu mir wie Menschen aus anderen Ländern, beispielsweise weit aus dem Norden aus Dänemark und Schweden. Es ist spannend, wie viele Menschen man hier kennengelernt und, wenn sie erstmal bei „Chez Nadine“ entspannen und das Angebot genießen, bleiben sie meistens länger als geplant. Denn dieser nette Platz eignet sich perfekt für eine Pause, um danach gestärkt weiterzufahren.

Regionalität und die Einbeziehung von Betrieben aus der Region als Erfolgsgeheimnis 

Ich biete meinen Gästen fast ausschließlich regionale Produkte an. Mir war es sehr wichtig, bestehende Betriebe aus der Region einzubinden, denn wir haben hier so viele Menschen, die großartige Ideen haben und richtig gute Produkte herstellen. Die Qualität dieser Produkte ist unschlagbar und so haben auch die heimischen Kleinbetriebe ihren Anteil an meinem Erfolg.

Zum Beispiel biete ich eine Bio-Limonade und Bio-Bier an, hergestellt von der Brauerei am Ort, die übrigens die kleinste Brauerei Hessen ist. Die beliebten Flammenkuchen belegen wir u.a. mit Speck vom heimischen Metzger, verwenden Gemüse aus der Region, verwenden z.B.  außerdem einen Bio-Tofu, den Frauen aus Witzenhausen selbst produzieren. Der Bio-Kaffee wird hier in Witzenhausen von Menschen in einem sozialen Projekt geröstet und es gibt ihn in Tassen, die hier getöpfert wurden, und den Kuchen dazu backen wir ausnahmslos selbst. Ich achte sehr auf Qualität, denn nur mit guten Ausgangsprodukte kann man meiner Meinung nach etwas wirklich gutes herstellen,. Das mache ich aus Liebe zum Detail und aus Respekt vor den Gästen.

Nachhaltigkeit, kurze Wege, Ressourcenschonung, Förderung der regionalen Besonderheiten und somit die Unterstützung der Menschen, die richtig gute Dinge herstellen, das sind die Schlüsselpunkte um die man sich auch in einem kleines Café drehen kann.  Auch das wird von den Gästen gesehen und sie kommen gerne, erzählen es weiter und planen oft die nächste Tour so, dass sie wieder Halt machen können. Und so ganz nebenbei haben diese Saison auch noch 21 Menschen in dem Umfang Arbeit gefunden, den sie selber wollten und brauchten. So profitiert letztendlich die ganze Region von meinem kleinen Unternehmen, in das ich nach wie vor viel Herzblut stecke.

Die Gäste sind diejenigen, die das Café letztlich am Laufen halten

Ich probiere immer wieder Neues aus und gehe gerne auf den einen oder anderen Sonderwunsch ein, das honorieren die Gäste, fühlen sich wohl und bestätigen mir immer wieder, dass mein Café ein guter Platz ist an dem man sich wunderbar entspannen kann…..und dann kriege ich das Strahlen nicht mehr aus meinem Gesicht. Wenn man etwas Neues startet, darf man nie vergessen, um wen es eigentlich geht: Um die Gäste! Denen muss es in erster Linie gefallen, sie sind es, die mein Café am Laufen halten, sie müssen sich in ihren Bedürfnissen gesehen fühlen, erst dann wird aus einem Unternehmen etwas Einzigartiges, das nicht jeder kopieren kann. Am Ende sind es ja die Gäste, die unser aller Gehalt bezahlen.  Angst vor Konkurrenz habe ich deshalb nicht, der Bedarf ist riesig und das Verpflegungsangebot an unseren vielen Rad- und Wanderwegen ist bisher überschaubar. Ich finde es wichtig, dass es etwa alle 20, 30 Kilometer eine kleine Einkehrmöglichkeit gibt, bei größeren Touren ist ein Päuschen dringend nötig und auch die kleine Tour zwischendurch oder am Wochenende wird gerne mit einer Einkehr verbunden und viele machen in unseren Sitzliegen sogar ein kleines Mittagsschläfchen.

Für mich muss ein Projekt in sich stimmig sein, ich bin da immer von meinen eigenen Bedürfnissen ausgegangen, habe überlegt, wie ich es haben möchte wenn ich unterwegs bin und habe dann geschaut, wie ich das realisieren kann. Große Projekte werden mit Geld umgesetzt, für kleine Projekt braucht man Leidenschaft, dann wächst selbst so ein kleines Café wie meins. Selbstverständlich gibt es bei der Entwicklung eines Unternehmens immer wieder Zeiten, in denen man auch mal ein bisschen zweifelt und Themen auftauchen, für die es eine Lösung geben muss,  das gehört dazu– da darf man nicht aufgeben! Deshalb kann ich nur jedem raten: Strebt nicht nur nach Großem, sondern sucht Euch nette, kleine Flächen mit Charme – und startet mit etwas, das ihr auch schafft, da kann man auch als Laie reinwachsen. Dabei ist wichtig, zu schauen, wo es echten Bedarf gibt, dann kommt der Rest von allein. Ich habe bereits oft von Gästen den Satz gehört: „Hier hat wirklich etwas gefehlt, Dein Café ist eine Bereicherung für alle!“  Das macht mich richtig glücklich und zeigt wie sehr mein Café gebraucht wird.  Lasst Euch bei Anfangsschwierigkeiten  nicht entmutigen, es gibt so viele wunderbare Ideen, die nur darauf warten umgesetzt zu werden! Die Menschen geben oft zu schnell auf oder wagen es erst gar nicht und so versanden leider richtig gute Pläne, die gute Aussichten auf Erfolg hätten. Ihr wolltet schon immer ein Café aufmachen? Dann macht es! Sucht euch einen schönen Platz in der ländlichen Region und setzt eure Ideen um, das macht nicht nur die Menschen glücklich sondern Euch auch!

Tipps der Hessen-Pionierin Nadine Weier:

  • Strebt nicht nur nach Großem, sondern sucht euch nette, kleine Flächen mit Charme – und startet mit etwas, das ihr auch schafft, da kann man auch als Laie reinwachsen.
  • Schaut, wo es echten Bedarf gibt. Der Rest kommt dann von alleine.
  • Lasst euch bei Anfangsschwierigkeiten nicht entmutigen, es gibt so viele wunderbare Ideen, die nur darauf warten umgesetzt zu werden.
 
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