Ihr Angebot?
Seit 2018 veranstalten wir Alpakawanderungen im wunderschönen Vorspessart mit aktuell 39 Tieren. Wir betreiben eine kleine Alpakazucht und halten dazu noch 22 Schafe. Wir fahren beispielsweise mit Alpakas zu Hochzeiten, machen Hochzeitsshootings bei uns vor Ort, Kindergeburtstage, Firmenfeiern, Yoga auf der Alpakaweide, Speed-Dating mit Alpakas („Pakaship“) und es ist noch einiges mehr in Planung.
In unserem kleinen Bauwagen verkaufen wir vor Ort Alpakaprodukte aus eigener Wolle, deutschen Betrieben sowie fair produziert auch aus Peru. Aktuell mache ich eine Ausbildung als tiergestützte Fachkraft und Traumapädagogin und möchte den Bereich der tiergestützten Therapie in Zukunft zusammen mit Alpakas, Kaninchen und Hühnern weiter ausbauen. Auch die Wildnispädagogik soll dabei nicht zu kurz kommen, da wir uns mitten im Wald befinden.
Es soll auch Angebote für Kinder geben, um sie im Umgang mit Kaninchen zu schulen und die Bedürfnisse von Hühnern und Kaninchen besser kennenzulernen. Im Jahr 2023 wollen wir sehr viele Naturschutzprojekte in Zusammenarbeit mit Kindern/Jugendlichen realisieren.
Ihre Motivation?
Ich möchte die Welt um mich herum ein Stück besser machen.
Ihr bisher größter Erfolg?
Die Entmüllung des Alpakagrundstücks dauerte etwa ein Jahr lang. Mein größter Erfolg ist aber mein Weg in die Selbstständigkeit im Jahr 2019 und dass ich beide Corona-Lockdowns gut überstanden habe.
Was ist Ihnen besonders wichtig?
Wir verwenden, soweit es geht, kein Plastik. Alle Stallbauten sind aus Holz und gut in die Umgebung integriert. Wir legen sehr viel Wert auf Natürlichkeit und Regionalität und haben beispielsweise nur Getränke, die in der Region produziert werden. Auf Festen gibt es ausschließlich vegetarische Angebote oder regionales Wildfleisch. Wir versuchen jedes Jahr einige Naturschutzprojekte umzusetzen (zum Beispiel die Anlage einer Streuobstwiese, Neuanlage von Hecken und Blühwiesen, Nistkästen und Bienenschutz) und haben für 2023 schon einiges in Planung.
Ihre größten Herausforderungen?
Da das Grundstück 20 Jahre lang als wilde Müllkippe genutzt wurde, musste erst der Asbest und Restmüll entfernt werden. Das hat ein Jahr gedauert. Als wir auf die vorhandene Bodenplatte den Alpakastall gebaut haben, hatten wir sofort das Bauamt auf dem Plan. Die Genehmigung des Stuten-Stalls hat zwei Jahre gedauert.
Nachdem wir eine neue Wiese durch unseren Bauern pachten konnten, haben wir diese elektrisch eingezäunt. Der zuständige Jäger wollte uns das verbieten. Wir sind nun als landwirtschaftlicher Betrieb eingetragen und kämpfen gerade seit einem Jahr für einen neuen Stall für unsere Wander-Jungs.
Unser Hofladen (Bauwagen) soll uns verboten werden und auch die Auswilderungsvoliere für Eichhörnchen und unsere Kaninchenvoliere stehen im Fokus des Bauamtes. Der Kampf mit Behörden (Veterinäramt, Naturschutzamt, Wasseramt, Bauamt) aller Art ist wohl die größte Herausforderung, der sich ein Betrieb stellen muss. Ich wünschte, dass ich diese Energie in andere Projekte stecken könnte.
Wie profitiert Ihr Betrieb vom Tourismus?
Aktuell profitieren eher die umliegenden Gastronomen von unserem Betrieb, denn viele Gäste kehren nach der Wanderung noch in die umliegenden Gaststätten ein.
Welchen Einfluss hat der Tourismus auf Ihre Region?
Wir haben in unserer Region sehr wenig Tourismus, schätze ich. Ich würde sagen, dass ich hier im Umkreis zusammen mit dem Golfplatz und dem Kleintheater Tivoli, die meisten Touristen anziehe.
Arbeiten Sie mit regionalen Kooperationen/Lieferketten?
Das haben wir geplant. Wir wollen zum Beispiel peruanische Kochkurse mit Alpaka-Wanderungen mit der ansässigen Kochakademie und eine Weinverkostung mit der Weinhandlung anbieten. Außerdem wollen wir Lamas als „Golf-Caddys“ auf dem Golfplatz nutzen. Der Eine-Welt-Laden war auch auf unserem letzten Weihnachtsmarkt vertreten. Ich bin immer ein Fan davon, sich regional zu verbinden und zu vernetzen und Kooperationen zu bilden. Davon können alle nur profitieren.
Haben Sie Ihren Betrieb zertifizieren lassen?
Das ist im Moment noch nicht möglich. Ich bin aber derzeit zusammen mit meinem Alpaka-Verein daran, eine Möglichkeit zu schaffen, mit der sich Alpaka/Lama-Wanderbetriebe in Deutschland zertifizieren lassen können. So sollen Standards entstehen, die dem Tierwohl dienen.
Achten Sie auf ein nachhaltiges Tourismuskonzept?
Ja das ist uns ein großes Anliegen. Wir möchten unseren Fußabdruck so gering wie möglich halten. Das „Warum“ sollte da keine Frage sein.
Welchen Herausforderungen muss sich ein Betrieb im ländlichen Raum stellen, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Das größte Problem für Betriebe im ländlichen Raum ist nach wie vor die Erreichbarkeit durch Bus und Bahn. Es ist zwar möglich, auch mit Bus und Bahn zu uns zu kommen, aber die Busse fahren hier auf dem Land leider sehr spärlich. Den meisten ist es weiterhin noch zu kompliziert mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, da man hier nicht flexibel ist, gerade wenn man mehrere Stationen hat.
Außerdem ist mediale Präsenz und Werbung gerade auf dem Land ein wichtiges Thema, da die Laufkundschaft fehlt.
Was macht für Sie ein rundes Tourismuskonzept aus?
Es ist wichtig, medial präsent und auf dem aktuellen Stand zu sein, um die Kunden zu binden und zu überraschen, wenn sie vor Ort sind. Wir bekommen zum Beispiel immer sehr viel Lob für unsere Öko-Toilette. Man muss die Kunden mit neuen, wechselnden Angeboten halten.
Ihre Tipps für zukünftige Hessen-Pionierinnen und Hessen-Pioniere?
Trauen Sie sich, neue Wege zu beschreiten! Geben Sie nie auf – und halten Sie Krisen durch! Es ist wichtig, am Puls der Zeit zu sein, flexibel zu bleiben und mehrere Standbeine im Betrieb zu haben. Dann schafft man auch Corona-Lockdowns und andere Krisen.
Was zeichnet Ihre Region aus?
Wir haben einen wunderschönen, größtenteils naturbelassenen, Wald mit kilometerlangen ausgeschilderten Wanderwegen.